Nachbereitung

Wir empfehlen, dass die Inhalte des Workshops nach der Durchführung vertieft werden. Dies erhöht die Nachhaltigkeit der Wirkung des Erlernten. Folgende Themen stehen für die Nachbereitung zur Verfügung:

  • «Geschlechtsuntypische Beruf»
  • Familienleben
  • Stereotype und Vorurteile
  • Sexismus
  • Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt

Für die Bearbeitung eines Themas werden jeweils ca. 30 Minuten Zeit benötigt. Zu jedem Thema gibt es einen kurzen Text und Video(s), die gelesen und angeschaut werden können. Anschliessend kann in der Klasse davon berichtet werden.

Zeichenerklärung
** Dieses Zeichen markiert immer eine Frage zum Thema. Dazu können Gedanken gesammelt und aufgeschrieben werden.
++ Dieses Zeichen markiert einen erklärten Begriff.

Thema 1: Untypische Berufe

Dass Berufe kein Geschlecht haben, haben wir bereits gelernt. Dennoch gelten viele Berufe als „frauentypische“ Berufe. In der Regel arbeiten weniger Männer in sozialen Berufen oder im Gesundheits- und Bildungswesen.  
Öffne den Link, um dir Profile von Männern anzusehen, die einen sozialen Beruf ausüben.

Du findest Informationen zum Berufsalltag und zum Bildungsweg verschiedener Männer. Falls du Fragen über den Beruf dieser Männer hast, kannst du ihnen über ihr Profil eine Mail schreiben.  

** Überlege dir folgendes beim Anschauen der Profile: Welcher soziale Beruf würde für dich in Frage kommen und wieso? Was findest du bei diesem Beruf spannend?  
Falls du dir keinen sozialen Beruf vorstellen kannst, was würde eher zu dir passen und weshalb?

Vor allem handwerkliche und technische Berufe gelten oft als „männertypische“ Berufe. In diesen Branchen sind Frauen oft untervertreten.  
Schau dir die Videos von Zoé und Ulrike an. Sie beide haben einen für ihr Geschlecht untypischen Beruf.  

Zoé – Biotechnologin
Ulrike – Meeresbiologin

** Überlege dir folgendes beim Schauen der Videos: Was ist für dich das Spannendste an der Arbeit von Zoé und Ulrike? Wieso könnte dieser Beruf für dich in Frage kommen oder wieso nicht? Falls ein solcher Beruf nicht für dich in Frage kommt, was würde eher zu dir passen?

Thema 2: Familienleben

Wie und ob eine Person später das Berufsleben mit dem Familienleben vereinbaren will, darf jede Person und jedes Paar für sich entscheiden. Dabei gibt es kein richtig und falsch. Dass viele Familien eine ähnliche Aufteilung von Lohnarbeit und Sorgearbeit zu Hause haben, ist kein Zufall. Wie andere Personen in unserem Umfeld leben und wie sie die Arbeiten unter sich aufteilen, beeinflusst uns. Dies hat viel mit den Geschlechterrollen zu tun, die wir gelernt haben.

Schau dir das Video zum Thema Familienleben an, um zu erfahren, wie sich die Vorstellungen von Familien im Verlauf der Zeit geändert haben.

** Überlege dir folgendes beim Schauen des Videos: Wie stellst du dir deine zukünftige Familie vor? Was ist dir bei der Aufgabenverteilung wichtig?

++ Was ist mit Lohnarbeit und Sorgearbeit gemeint?++
Unter Lohnarbeit wird Arbeit verstanden, für die eine Person bezahlt wird. In der Regel handelt es sich um eine geregelte Anstellung mit einem Arbeitsvertrag.
Die Sorgearbeit bezeichnet sowohl Hausarbeiten wie putzen, einkaufen und kochen als auch die Betreuung von Kindern und älteren Mitmenschen.

Diese Arbeit wird in der Regel nicht bezahlt und muss daher oft neben der Lohnarbeit verrichtet werden. Neue Studien zeigen, dass in der Schweiz jährlich unbezahlte Sorgearbeit im Wert von 8,7 Milliarden Franken verrichtet wird. Die Mehrheit der Arbeit wird dabei von Frauen geleistet, die oft ebenfalls einer Lohnarbeit nachgehen.

Thema 3: Stereotype und Vorurteile

Um die Dichte von Informationen über unsere Mitmenschen vereinfachen zu können, bilden wir verschiedene Kategorien. Diese Kategorien vereinfachen die Informationsverarbeitung für uns. Basierend auf den Kategorien nehmen wir einzelne Menschen als Mitglieder von Gruppen wahr. Wir gehen dabei davon aus, dass alle Menschen, die derselben Gruppe angehören, die gleichen Merkmale/Eigenschaften oder das gleiche Verhalten haben.

Also zum Beispiel, dass Frauen fürsorglich sind und Männer technisch begabt sind. Diese Annahmen heissen "Stereotype". Sie treten hervor, sobald wir einer Person dieser Gruppe begegnen, unabhängig davon, ob wir die Person bereits kennen oder nicht. Wir haben diese Stereotype im Kopf gespeichert, obwohl wir eigentlich wissen, dass jede Person jegliche Eigenschaften und Fähigkeiten haben kann, unabhängig zum Beispiel von ihrem Geschlecht. Stereotype beeinflussen, wie wir über Menschen denken, und wie wir mit ihnen umgehen. Wir hören Stereotype häufig im Alltag und sehen sie oft in Medien, Serien, Filmen und in der Werbung.  

Vorurteile sind Stereotypen sehr ähnlich. Sind meine stereotypen Vorstellungen negativ und rufen eine emotionale Ablehnung gegenüber einer Menschengruppe in mir hervor, sprechen wir von Vorurteilen. Vorurteile werden überwiegend automatisch in unserem Denken aktiviert. Alle Menschen haben Vorurteile. Das ist normal. Es ist aber wichtig zu wissen, dass diese Vorstellungen oft nicht auf die einzelne Person zutreffen und schon gar nicht für eine ganze Gruppe gelten.  

Werden die eigenen Vorurteile nicht hinterfragt und eine Person verhält oder äussert sich nachteilig gegenüber einer anderen Person aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit, ist dies Diskriminierung. Bei Diskriminierung werden Menschen also aufgrund von individuellen oder gruppenspezifischen Merkmalen, wie zum Beispiel Geschlecht, Herkunft oder Alter, nachteilig behandelt.  

Schau dir das Video an, um zu erfahren, wie aus Stereotypen und Vorurteilen Diskriminierung entstehen kann.

** Überlege dir folgendes beim Schauen des Videos: Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der du das Gefühl hattest, dass jemand dir gegenüber ein Vorurteil hatte? Was hast du dabei gedacht?

** Überlege dir folgendes beim Schauen des Videos: Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der du jemandem gegenüber ein Vorurteil hattest? Hattest du schon einmal eine negative Haltung gegenüber jemandem, weil diese Person zu einer bestimmten Gruppe gehörte?

Thema 4: Sexismus

Sexismus ist eine Form von Diskriminierung. Sie geschieht aufgrund des Geschlechts. Sexismus ist zum Beispiel, wenn Frauen, Mädchen oder Personen mit einer anderen Geschlechtsidentität anders als Männer oder Jungs behandelt werden - meist schlechter. In der Schweiz ist die ungleiche Behandlung von Frauen seit 1996 durch das Gleichstellungsgesetz verboten. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Personen Sexismus erleben.

** Schau dir die zwei folgenden TikTok-Videos an, um mehr über Sexismus zu erfahren.  

Überlege dir folgendes beim Schauen des Videos: Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der du oder eine Person in deinem Umfeld Sexismus erlebt hat? Was hast du gemacht? Was hättest du gerne gemacht?


Überlege dir folgendes beim Schauen des Videos: Hast du schon gehört, dass jemand sagt, es gibt Sexismus gegenüber Männern? Findest du, dass dies Sinn macht?

++ Was bedeutet "strukturelle Diskriminierung"?
Strukturelle Diskriminierung ist eine Form von Diskriminierung. Sie geschieht aufgrund von diskriminierenden Normen und Werten in unserer Gesellschaft, also in unserem System und Zusammenleben. Das System, das wir Menschen zusammen aufgebaut haben (die Schule, das Gesetz, der Arbeitsmarkt etc.), ist also diskriminierend. Ein Beispiel für strukturelle Diskriminierung ist, dass Menschen mit vermeintlich nicht-schweizerischem Nachnamen auf dem Arbeitsmarkt mehr Mühe haben, eine Stelle zu finden.  

++ Was bedeutet "queer"?  
Dieser Überbegriff kann sich auf das Geschlecht, die Geschlechtsidentität und/oder die sexuelle Orientierung einer Person beziehen. Als queer bezeichnen sich somit Personen, die zum Beispiel bisexuell, intergeschlechtlich, lesbisch, non-binär, schwul oder trans/transgender sind.

Thema 5: Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt

Das biologische Geschlecht bezeichnet das bei der Geburt einer Person aufgrund der Geschlechtsteile, Chromosomen und Hormonen zugewiesene Geschlecht. In der Schweiz werden rechtlich momentan nur die beiden Kategorien "Frau" und "Mann" anerkannt. Es gibt aber Menschen, bei denen die Geschlechtsmerkmale bei der Geburt gleichzeitig weiblich und männlich sind, nicht ganz weiblich oder männlich sind oder weder weiblich noch männlich sind. Diese Personen werden als "intergeschlechtlich" bezeichnet.  


Der Begriff Geschlechtsidentität oder Gender wird immer mehr verwendet. Damit ist aber NICHT das biologische Geschlecht, also zum Beispiel die Geschlechtsteile gemeint. Gemeint ist das sogenannte soziale Geschlecht. Beim sozialen Geschlecht geht es um die Geschlechtsidentität. Es geht darum, ob sich eine Person als Frau, Mann, etwas dazwischen oder weder noch ("non-binär" oder "genderqueer") versteht. Je nach unserer Geschlechtsidentität werden wir auf unterschiedliche Weise von der Gesellschaft wahrgenommen und behandelt.

Deine Geschlechtsidentität wird von der Aussenwelt interpretiert. Es gibt gewisse Eigenschaften, die als typisch weiblich oder männlich gelten. Das nennt man Geschlechterrollen. Im Workshop haben wir darüber gesprochen, dass gewissen Berufe eher als typisch weiblich oder männlich gelten. Das heisst, dass die Gesellschaft, in der wir leben, uns auf eine Art und Weise vorgeben möchte, welche Eigenschaften und Berufe zu uns passen, weil wir eine Frau oder ein Mann sind. Dies sind jedoch keine fixen Regeln und stimmen nicht für alle Personen.  

Bei der sexuellen Orientierung geht es um dein emotionales und / oder sexuelles Begehren. Wen findest du anziehend und wen nicht? Hast du lieber Partner*innen vom gleichen Geschlecht, von einem anderen Geschlecht oder beides. Personen, die sich psychisch, emotional und erotisch vorwiegend zu Personen des gleichen Geschlechts hingezogen fühlen, bezeichnet man als homosexuell. Menschen, die sich sowohl zu Menschen des gleichen Geschlechts als auch zu Menschen des anderen Geschlechts hingezogen fühlen, werden als bisexuell bezeichnet. Fühlt sich jemand vorwiegend zu Menschen des anderen Geschlechts hingezogen, wird von heterosexuell gesprochen. Die Grenzen zwischen den sexuellen Orientierungen können, müssen aber nicht starr sein.

** Schau dir das folgende Video zur geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt an.

Überlege dir folgendes beim Schauen des Videos: Wie wird deine Berufswahl von deiner Geschlechtsidentität beeinflusst?**

++ Was bedeutet "queer"?
Dieser Überbegriff kann sich auf das Geschlecht, die Geschlechtsidentität und/oder die sexuelle Orientierung einer Person beziehen. Als queer bezeichnen sich somit Personen, die zum Beispiel bisexuell, intergeschlechtlich, lesbisch, non-binär, schwul oder trans/transgender sind.

Weitere Angebote und Informationen zur Berufswahl für Lehrpersonen

  • Gendergerechtigkeit im Profolio Berufswahl – Handreichung für Lehrpersonen im 3. Zyklus
  • Berufswahl klischeefrei!Materialien für Lehrpersonen für eine gendersensible Berufsorientierung auf der Sekundarstufe 1
  • Avanti-Woche – Talentsuche in der Berufswahl
  • Jugendprojekt LIFT – Unterstützung zur Integration von Jugendlichen in die Arbeitswelt
  • Like2be – Onlinespiel zur Erweiterung des Horizontes im Berufswahlprozess
  • Nationaler Zukunftstag – Praxisnahe Einblicke für Jugendliche in Berufen, in denen ihr Geschlecht bisher untervertreten ist
  • Weitere Berufsportraits SRF school