beyou*tiful! – Inhaltliche Ausgangslage
Wir sind geprägt von Rollennormen und Zuschreibungen - zumeist wird dabei binär eingeteilt. Kinder und Jugendliche wachsen heute im Spannungsfeld zwischen Identität, Ausdruck, Geschlecht, Gender und Anziehung auf. Gerade dem Gender-Ausdruck wird durch unsere visuelle Wahrnehmung, Mode und Gruppenidentitäten ein grosses Gewicht gegeben. So wird ein Mann oder eine Frau als "männlicher", "weiblicher" oder weniger "männlich" oder "weiblich" gelesen je nach Körperbau und Auftritt. Unklare Zuordnungen irritieren und verunsichern. Das Projekt «beyou*tiful» ermöglicht es Jugendlichen, Rollenbilder zu diskutieren, in Frage zu stellen und unterstützt sie in ihrer geschlechtlichen Identität und dem dazugehörigen selbstbewussten Ausdruck.
Anstelle herkömmlicher Männlichkeits- und Weiblichkeitsbilder und den damit verbunden stereotypen und einengenden(medialen) Körperbildern, brauchen Menschen lebenstüchtigere, lebensfreudigere und gesündere Geschlechteridentitäten und Lebensformen. Dies zum eigenen Wohl sowie zum Wohl einer vielfältigen und toleranten Zivilgesellschaft, der Lehrpersonen, der Eltern und der anderen Kinder und Jugendlichen.
Die Erfahrung zeigt, dass die jungen Menschen in der Entwicklung von Lebensformen und Geschlechtervorstellungen am besten dadurch unterstützt werden, wenn sie die Chance erhalten, ihre Identität(en), ihren Körper und medial vorgegebene Ideale und Schönheitsbilder kritisch zu reflektieren, eigene Bilder zu entwickeln, eine Sprache zu formulieren und dadurch neue bzw. eigene Verhaltensmöglichkeiten und Haltungen zu erwerben und zu entwickeln. Das Projekt «beyou*tiful» leistet in diesem Sinne einen Beitrag zur Stigma freien Vielfalt von eigenen Schönheitsvorstellungen und damit zur physischen und psychischen Gesundheit von Jugendlichen.
beyou*tiful! – Künstlerische Arbeitsweise
Wie können wir einem durch soziale Medien und Werbung verbreiteten Körperbild begegnen, das sich teilweise vehement von der Vielfalt der Körper entfernt?
Die Kunst und ihre verschiedenen Bereiche wie Fotografie, Theater und Film, lebt von den Differenzen, produziert diese geradezu; die Unterschiede in Sichtweisen und Standpunkten sind die Grundlage und der Antrieb der künstlerischen Praxis.
In der vertieften Beschäftigung der Kinder und Jugendlichen, begleitet von Fachpersonen aus den jeweiligen Bereichen, können hegemoniale Körpernormen und Schönheitsideale in Bildern und den damit einhergehenden Erzählungen aus einer repräsentationskritischen Perspektive hinterfragt und ‘verlernt’, und so die symbolische Darstellung der Körpervielfalt gestärkt und deren Akzeptanz und Inklusion ohne Tabus offen ausgehandelt werden.
Wenn es darum geht Akzeptanz und Gleichstellung zu schaffen für diverse Lebensentwürfe, können künstlerische Arbeitsweisen einen wichtigen Beitrag leisten. Wissen zu hegemonialen und Kanon bildenden Prozessen befähigt zur Reflexion, ein vergleichendes Sehen und die Beschäftigung mit den Unterschieden, sowohl diskursiv wie auch künstlerisch arbeitend, bringen wichtige Wertediskussionen in Gang, können Ängste abbauen und die Produktivität der Unterschiede sichtbar machen und so intersektionale Lerneffekte ermöglichen. Die Energiecharakteristik und das Grundinteresse der Kunst an ‚Umordnung‘ und Umwertung leistet hier einen wichtigen Beitrag.